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Plattform für Kreativität

nautile.cc

Stefanie Eisenreich

© Prisca Martaguet, State of uncertainty, nautile.cc

29. Dezember 2020

Kultur lässt sich nicht einsperren: Die deutsch-französische Plattform nautile.cc ist der Beweis. Sie bietet Profis und Laien online einen Raum, Werke zu präsentieren, die sie in der Coronakrise geschaffen haben – und bleibt danach als Archiv und Zeitdokument erhalten.

Gerade der Kulturbereich hat es in Zeiten von Corona nicht leicht. Dennoch stellen sich viele Kulturschaffende der Herausforderung und gründen alternative Plattformen oder Online-Magazine, um der Kultur auch während der Ausgangssperre einen Raum zu geben. Eines dieser Projekte ist nautile, benannt nach dem gleichnamigen Tiefsee-U-Boot und gehostet bei der Top-Level-Domain .cc der politisch zu Australien gehörenden Kokosinseln. Seit dem 30. April können hier künstlerisch-kreative Beiträge aller Art, die während der Ausgangssperre entstanden sind, hochgeladen und ausgestellt werden.

Gerade in Krisenzeiten wie dieser wird deutlich, wie systemrelevant, europäisch verbindend und gesellschaftlich unerlässlich Kunst ist –was mit Angeboten wie dem von nautile.cc bewiesen wird. „Jeder braucht Kunst und Kultur und damit eine Erweiterung des Horizonts,“ so Dr. Marjorie Berthomier, Generalsekretärin der Deutsch-Französischen Hochschule und Projektleiterin der Site. „Wenn ich irgendwo eingesperrt bin, bietet gerade die Kultur einen Weg, der Enge zu entkommen.“

Das Magazin wurde von der Deutsch-Französischen Hochschule initiiert – in Partnerschaft mit dem Deutsch-Französischen Jugendwerk, dem Deutsch-Französischen Kulturrat, und mit Unterstützung von arte. Es entstand im Kontext der Coronakrise als Alternative für zahlreiche deutsch-französische und europäische Austauschprojekte, die für viele, vor allem junge Leute, pandemiebedingt ausfallen mussten.

Raum für Inspiration

Die Online-Galerie der Plattform zeigt vor allem eines: Kreativität. Von Gedichten, über Gedankenskizzen und Videos bis hin zu Fotos aus der Quarantäne – nautile.cc ist Vitrine für grenzüberschreitende Arbeiten auf Deutsch, Französisch oder Englisch. Kommentieren kann man die Werke nicht. Dennoch ist das partizipative Online-Magazin ein Ort des Austauschs, der sich über Fotos, Texte, Tonaufnahmen und Filme erschließen lässt. Hier können Studierende und Lehrende, Schülerinnen und Schüler, Auszubildende, Freiwillige, Künstlerinnen und Künstler, Kreative und Intellektuelle aus Deutschland, Frankreich und Europa tätig werden, ihren Umgang und ihre Gedanken in eigene künstlerische und kulturelle Beiträge fassen und über die Website mit der Welt  teilen – und sie somit auch für andere erfahrbar machen.

Einzige Einschränkung: Wer etwas veröffentlicht, sollte die Urheberrechte beachten, etwa wenn in einem Video Musik im Hintergrund zu hören ist. Formate mit rassistischen, menschenfeindlichen oder gewaltverherrlichenden Aussagen finden selbstredend keine Bühne.

Das Angebot ersetzt natürlich keinen Ausstellungs-, keinen Konzert- und keinen Theaterbesuch, es trägt aber in Zeiten, in denen man sich aufgrund von Ausgangssperren, Immobilität und geschlossenen Grenzen ins Private zurückziehen muss, dazu bei, Barrieren zu überwinden. Es will zeigen, dass kreatives Denken trotz räumlicher Einschränkungen möglich ist, und schafft Raum für Inspiration.

Ausdrucksort, Archiv und Zeitdokument

Die ersten Werke auf der Site stammen von Renate Koßmann, die in einer Fotoserie Berlin als menschenleere Corona-Stadt zeigt; Prisca Martaguet veröffentlicht u. a. ihr Bild State of uncertainty; die neunjährige Ela fordert mit ihrer Zeichnung „Freiheit“. Hinzu kommen Gedichte, Texte aller Art, filmische Arbeiten oder Videos. Eines zeigt, dass ein Mundschutz mehr als nur ein Mundschutz sein kann.

Aktuell dient nautile.cc als Ausdrucks- und Austauschort für künstlerische Energie. Für die Zeit nach der Pandemie versteht sich die Plattform als Archiv und Zeitdokument. Der Zugang ist frei; die eingesendeten Werke werden vor Veröffentlichung von einem Redaktionsteam geprüft. Gewidmet ist Nautile „allen Pfleger*innen von Gesundheit, Bildung, Wissenschaft, Kunst und Kultur“.

Zugang zu nautile.cc

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