Französische Redewendungen
Geflügelte Worte

Französische Redewendungen Geflügelte Worte
  • VeröffentlichtDezember 18, 2022

Redewendungen sagen viel über den kulturellen Hintergrund und den Umgang mit der Sprache eines Landes aus. So groß die Unterschiede dabei auch sein mögen, schließt das Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten aber keineswegs aus. Das deutsch-französische Wendebuch Potpourri/Pot-Pourri von Waltraud Schleser und Pierre Sommet ist ein beredtes Beispiel dafür.

Redewendungen nehmen immer Bezug auf Erlebtes und Alltägliches, damit sich auch alle im jeweiligen kulturellen und sprachlichen Kontext wiederfinden können. Darin liegt auch begründet, dass uns der Ursprung vieler Redewendungen heute nicht mehr geläufig ist, da die Bezugswelt lange zurück liegt.

Ne pas y aller par quatre chemins“ bezieht sich ursprünglich auf die Zeit der Kutschen und Pferde, als man möglichst schnell von A nach B wollte und dabei regelmäßig an den Wegkreuzungen zwischen vier Richtungen wählen musste. Oder es finden sich Bezüge zu (alten) Essgewohnheiten und Menüfolgen, wie bei „entre la poire et le fromage“.

Überhaupt beziehen sich sehr viele französische Redewendungen auf das Essen, sehr viel mehr als bei uns, was die Bedeutung des Essens in Frankreich widerspiegelt. Auch die Wandlung des Sprachgebrauchs spielt eine Rolle. Hat der Blitz früher nur für den Schrecken gestanden, den der Blitzeinschlag hervorruft, wandelte sich der Sprachgebrauch dahingehend, dass der Blitz auf Emotionen übertragen wurde, so dass wie vom Blitz getroffen oder Liebe auf den ersten Blick ihre Bedeutung bekamen, der „coup de foudre“ auch die treffen kann, die ein umwerfend schönes Kleid sieht.

Die Bilder in den beiden Sprachen Deutsch und Französisch sind oft sehr unterschiedlich, aber die Methode der Darstellung ist auffallend ähnlich. Manchmal unterscheidet sich die Bewertung einer Situation grundsätzlich. Offen und ehrlich zu sein – bei uns eine Tugend – wird in Frankreich oft als zu direkt und daher unhöflich empfunden, man fällt sozusagen mit der Tür ins Haus und droht einiges Porzellan zu zerschlagen.

Für das Wendebuch von Waltraud Schleser und Pierre Sommet ausgewählt wurden auch heute noch verwendete Redensarten. Sein Format erlaubt es, es von vorne nach hinten oder von hinten nach vorn zu lesen. Zum leichteren Verständnis sind den französischen Texten Vokabelhilfen nachgestellt. Der Titel des Buches – Potpourri/Pot-Pourri wurde bewusst gewählt, stehen diese beiden Worte doch für einen Topf, der wohlriechende Pflanzenteile enthält und Wohlbefinden verbreiten soll.

Illustration: © Cornelius Rinne

So wie in der Musik die Zitate bekannter Melodien zusammengestellt ein Potpourri ergeben, so bietet dieser keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit erhebende Pot-Pourri eine Fülle von Düften, die langsam aufgesogen werden wollen und nachhaltigen Genuss offerieren: neue Vokabeln, sprachliche Besonderheiten und Gegenüberstellungen, zunächst vielleicht seltsam anmutende Formulierungen und viele geschichtliche Hintergründe.

Herausgeber des Buches sind die Deutsch-Französische Gesellschaft Duisburg e. V. (DFG), ihre Vorsitzende, Waltraud Schleser, und Pierre Sommet, ehemaliger Fachbereichsleiter für Fremdsprachen an der VHS Krefeld. Die aus dem Verkauf dieses Buches erzielten Einnahmen gehen an die DFG Duisburg, die damit weitere Aktivitäten planen und die deutsch-französische Freundschaft so weiter befördern kann – eine Herzensangelegenheit der Autorin und des Autors.

Dr. Claudia Kleinert ist 2. Vorsitzende der Deutsch-Französischen Gesellschaft Duisburg e. V.

Waltraud Schleser, Pierre Sommet, Potpourri/Pot-Pourri, Ein bunter Fächer französischer Redewendungen / Un bouquet d’expressions françaises. Magenta Verlag, Kempen, 2022; Bestellung über die DFG Duisburg

Weiterführende Lektüre:
Der Blog von Pierre Sommet

Als coq en pâte wurde im 17. Jahrhundert der schönste Hahn auf dem Bauernhof bezeichnet, mit dem sein Besitzer landwirtschaftliche Wettbewerbe gewinnen wollte. Der Hahn wurde mit einem Teig (pâte) bestrichen, der die Federn zum Glänzen brachte. Außerdem wurde er bevorzugt behandelt und besonders aufgepäppelt.

Man fühlt sich wie Gott in Frankreich, wenn man einen coq en pâte auf dem Teller hat. Die Redewendung hat jedoch nichts mit dieser kulinarischen Köstlichkeit zu tun. Für uns Deutsche bedient Leben wie Gott in Frankreich die positiven clichés, die wir mit unserem Nachbarland verbinden.

Die französische Gastronomie hat einen exzellenten Ruf, französische Weine ebenso. Die Essensabfolge vom Apéritif bis zum Digestif ist ins Weltkulturerbe eingegangen. Dazu kommt noch die Vorstellung von Sonne, Urlaub, schöner Landschaft und Nichtstun. Leben wie Gott in Frankreich setzt man in Deutschland gleich mit dem savoir-vivre der Franzosen. Vorsicht! Hierbei handelt es sich um einen faux-ami (falscher Freund). Die richtige Übersetzung wäre art de vivre. Savoir-vivre umfasst im Französischen das Wissen, wie man sich zu benehmen hat, das Lernen von Anstand und guten Manieren, also eher harte Arbeit als farniente.

Waltraud Schleser, Auszug aus Potpourri

Rezept: Coq en pâte de Marie-Christine

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