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Französische Filmkomödien

Tatis Erben

Lisa Fetzer

Humor ist, wenn man trotzdem lacht: Serge, Dov, Yvan und Patrick aus der Serie La Vérité si je mens! © Alain Guizard, La Vérité Production

22. Dezember 2019

Die vierte Folge der französischen Filmkomödie, La Vérité si je mens !, Les débuts, soll in Frankreich erneut zum Kassenschlager werden – auch wenn der Start im Oktober 2019 eher schleppend verlief. In Deutschland hatten andere Filme des Genres, etwa Die fabelhafte Welt der Amélie oder Monsieur Claude und seine Töchter (3. Folge 2022: Monsieur Claude und sein großes Fest, Trailer auf youtube) ohnehin weitaus mehr Erfolg.

In dem Dauerbrenner des Regisseurs Thomas Gilou und der Drehbuchautoren und Produzenten Michel Munz und Gérard Bitton geht es um die Freunde Eddie, Dov, Serge, Patrick und Yvan, die sich seit Urzeiten kennen. La Vérité si je mens ! Les débuts erzählt, wie alles begann. Die drei Vorgängerfilme von 1997, 2001 und 2012 lockten 17 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer in die französischen Kinos. In Deutschland war unter dem Titel Lügen haben kurze Röcke 1997 nur der erste Teil zu sehen.

Sie sind geprägt durch Frivoles und aktuelle Referenzen. Einzelne Sprüche und Dialoge sind in Frankreich Kult (und nicht immer jugendfrei) – und werden in neuen Folgen gerne aufgegriffen.

Auf die charmante Art

Der Humor französischsprachiger Filme spielt unter anderem mit soziologischen Elementen und Themen, die auch in anderen Ländern Gültigkeit haben. Gesellschaftsprobleme werden humorvoll, charmant und mit einem Augenzwinkern thematisiert. Dieser Ansatz, angesiedelt zwischen Ernst und Unterhaltung, spiegelt sich in allen französischen Filmkomödien wider, die im Erfolgsfall immer schon gerne als Serie daherkommen: Die Protagonistinnen und Protagonisten verkörpern Gegensätze, seien sie kulturell, sozial oder intergenerationell; sie prallen aufeinander, gehen aufeinander zu, und lernen im besten Fall sich gegenseitig zu verstehen bzw. voneinander zu lernen. Damit zielen sie auf ein breites Publikum; die Kritik ist mitunter nicht begeistert.

Beispiele für diesen Humor sind Monsieur Claude und seine Töchter 1 (s. Trailer unten) und 2 (Qu’est-ce qu’on a (encore) fait au Bon Dieu ?), in dem das Aufeinandertreffen von Religionen und Kulturen in Szene gesetzt wird. Der Publikumserfolg des Jahres 2011, Ziemlich beste Freunde (Intouchables), berührte durch die reale Geschichte eines jungen Mannes und seiner Freundschaft mit dem vom Hals abwärts gelähmten Philippe. Ein Zusammentreffen der etwas anderen Art erleben die Protagonisten in Die Zeitritter (Les visiteurs), einer der erfolgreichsten Komödien Frankreichs aus dem Jahre 1993. In ihm finden sich Ritter versehentlich im Jahre 1992 wieder und werden dort mit allerlei für sie Unvorstellbarem konfrontiert. Der Film spielte weltweit fast 100 Mio. Dollar ein. Sehr erfolgreich auch: Willkommen bei den Sch’tis (Bienvenue chez les Ch’tis), 2008, oder die Verfilmung von Asterix und Obelix (Astérix et Obélix), ab 1999 in den Kinos.

Die Klassiker

Altmeister des Genres sind u. a. der Regisseur und Schauspieler Jacques Tati (Mein Onkel / Mon oncle, 1958) und Fernandel, z. B. in der italienisch-französischen Koproduktion Don Camillo und Peppone (Le petit monde de Don Camillo, 1952); Klassiker Filme des Komikers Louis de Funès mit ihren Maskeraden, Verwechslungen und Slapstick-Einlagen, ihrer Gestik, Mimik, Situationskomik und ihrem Sprachwitz, etwa in Brust oder Keule (L’aile ou la cuisse), 1976. Das Wunder des Papu (Le miraculé), 1987, oder die frivole Komödie Ein turbulentes Wochenende (Les saisons du plaisir), 1987, von Jean-Pierre Mocky sind in Deutschland wie die meisten seiner Filme hingegen kaum bekannt – anders als Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh (Le Grand Blond avec une chaussure noire), 1972, Ein Käfig voller Narren (La cage aux folles), 1978, Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluß (La vie est un long fleuve tranquille), 1988, Die Bestechlichen (Les ripoux), 1984, Tangui der Nesthocker  (Tangui), 2001, oder Die fabelhafte Welt der Amélie (Le fabuleux destin d’Amélie Poulain), 2001.

In einem Interview über den deutsch-französischen Filmaustausch spricht Filmjournalist Jörg Taszman 2016 über Erfolge und Misserfolge von deutschen Filmen in Frankreich und umgekehrt. Rein kommerzielle Filme aus Deutschland, wie die „Fack ju Göhte“-Reihe (Un prof pas comme les autres), seien in Frankreich weitaus weniger erfolgreich als in Deutschland, beziehungsweise kommen erst gar nicht in französische Kinos – so wie die Folgen 2-4 von La Vérité si je mens ! nicht in Deutschland gezeigt werden. Aus gutem Grund.

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