Französische Unterwassermuseen
Mit Tauchermaske und Flossen
28. Juni 2021
Fünf Meter unter der Wasseroberfläche und 100 Meter vom Strand Plage des Catalans entfernt stehen seit 2020 vor Marseille Skulpturen auf dem Grund des Mittelmeeres: Das Musée Subaquatique de Marseille (MSM) ist das erste von mittlerweile drei französischen Unterwassermuseen. Es hat sich dem Schutz der Meere verschrieben.
Der „Eintritt“ ist kostenlos, aber man kann dieses „Museum“ – eigentlich ein Skulpturenpark unter Wasser – nur mit Tauchermaske und Flossen besichtigen. Neun Künstler und eine Künstlerin aus Marseille haben dafür jeweils 1,50 Meter hohe tonnenschwere Kunstwerke aus umweltverträglichem Meereszement mit neutralen pH-Wert geschaffen, die auf dem Meeresgrund versenkt wurden.
Umweltschutz durch Kunst
Das MSM ist „der Kunst, der Meeresbiologie und dem Umweltschutz gewidmet“, erläutert Antony Lacanaud sein Projekt. Es respektiere Meeresfauna und -flora und habe neben einer ästhetischen und kulturellen Funktion vor allem eine ökologische Dimension: Die Öffentlichkeit soll für den Erhalt der Meeresvielfalt sensibilisiert und auf die Notwendigkeit ihres Schutzes aufmerksam gemacht werden.
Das MSM war nach dreijährigen Vorarbeiten 2020 das erste Unterwassermuseum Frankreichs; seit 2021 stehen auch vor Cannes sechs zweieinhalb Meter hohe Skulpturen auf dem Meeresgrund, die hier vom britischen Bildhauer Jason deCaires Taylor installiert wurden. Als künstliches Riff schützen sie u. a. die für das Mittelmeer typischen Neptungras-Wiesen. Vor Ajaccio auf Korsika baut das Museum Marc Petit sein Unterwassermuseum unterhalb des Isolella-Turms weiter aus. Laut Jason deCaires Taylor entstehen durch alle Unterwasser-Skulpturen neue Riffe und submarine Biotope.
Résilience und IUCN
Vor Marseille kontrolliert seit Juni 2021 die vernetzte Skulptur Résilience (Widerstandsfähigkeit) die Wasserqualität in dem sich ständig wandelnden Riff des MSM und gibt so Aufschluss über ökologischen Wandel im Meer – eine Weltpremiere.
Das Werk von Thierry Trivès ist mit einer Unterwasserkamera und einer mit Sensoren ausgerüsteten Sonde ausgestattet, die Daten wie Temperatur, Sauerstoffkonzentration, Trübung etc. und damit den menschlichen Einfluss auf das marine Ökosystem anzeigt; die Daten können auch individuell per Smartphone und App verfolgt werden.
Ebenfalls in Marseille richtete im September 2021 erstmals Frankreich den Weltkongress der Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) aus, eine der größten internationalen Veranstaltungen für Biodiversität. Dessen Ergebnisse und Forderungen wurden am 10. September 2021 im Manifest von Marseille zusammengefasst, in dem sich Frankreich am Schluss mittel- und langfristig zu konkreten umweltpolitischen Maßnahmen wie der umfangreichen Ausweitung seiner Naturschutzgebiete auch im Mittelmeer verpflichtet.
Die Künstler und die Künstlerin des MSM und ihre Skulpturen 2022
Evelyne Galinski (Les Néréides), Christophe Charbonnel (Le Poseidon), Herrel (Coexistence), Mathias Souverbie (Fish of Marseille), Davide Galbiati (La Graine et la Mer), Daniel Zanca (Oursin), Michel Audiard (L’Ours Polaire), Benoit de Souza (Les Singes de Mer), Marc Petit (Séléné), Thierry Trivès (Résilience)
Lien