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L'Arc de Triomphe, Wrapped

Enthüllung durch Verhüllung

Jörg-Manfred Unger

© picture alliance / Associated Press | François Mori

18. September 2021

Der Pariser Triumphbogen ist vom 18. September bis zum 3. Oktober 2021 nach den Plänen von Christo und Jeanne-Claude mit 25.000 qm Stoff verhüllt. Die Ästhetik des Kunstwerks löste einen Hype aus, der auch die Symbolik des wichtigsten Militärdenkmals der Grande Nation wieder ins Bewusstsein ruft.

Das posthum verwirklichte Projekt ist in den frühen 1960er Jahren eines der ersten Ideen Christos und Jeanne-Claudes, in Paris – wo ihre gemeinsame Liebe und künstlerische Laufbahn begann. Es handelt sich nach dem Pont Neuf (1985) um die zweite Verhüllung des verstorbenen Künstlerpaares in der französischen Hauptstadt.

Die Rezeption in deutschen Medien

Die aktuelle Aktion in Paris ist gerade auch in Deutschland Thema, wo die Verhüllung des Reichstagsgebäudes in Berlin 1995 weltweit für Begeisterung sorgte und noch heute gegenwärtig ist.

Vollendet hat das Mammutprojet der Neffe Christos, Vladimir Javacheff. Der Spiegel zitiert ihn mit den Worten „Er sagte, versprich mir, dass Du das zu Ende führst“; Die Zeit spricht von einem „späten Triumph“, Die Welt von Christos „Triumpf über den Tod“, die Süddeutsche Zeitung von einer „Stadt in Euphorie“; sie nennt es „das letzte Geschenk“.

Das Magazin für Kunst und Leben monopol widmet dem Projekt ein Dossier; das Internetportal der katholischen Kirche katholisch.de weist auf die christliche Tradition der Verhüllung hin: „Was Christo kann, können Christen schon lange“. Im Paris und Frankreich Blog ist die Rede von Christos Traum“ und dem „Verhüllten Triumph Napoleons“, den auch arte thematisiert: „Der Pariser Triumphbogen. Herz einer Nation“; der europäische Kulturkanal berichtet zudem ausführlich über das Lebenswerk von Christo und Jeanne-Claude – natürlich auch auf Französisch.

© Antje Kahnt

Gespaltene Reaktionen in Frankreich

Die französischen Medien sehen Christos Verhüllung des Arc de Triomphe weitaus kritischer als die deutschen. Le Monde lässt die Fakten sprechen (und die französische Kulturministerin Roselyne Bachelot: „Ein Traum“), überlässt die Bewertung aber expressis verbis dem Publikum: „Es bleibt nunmehr den Besuchern überlassen, das Werk zu schätzen oder auszubuhen (Aux visiteurs, désormais, d’apprécier l’œuvre – ou de la conspuer). L‘Express lässt wie Le Nouvel Observateur den Architekten Carlo Ratti zu Wort kommen, der für das Ende der „höchst verschwenderischen Verhüllungsästhetik (l’esthétique des emballages à haut gaspillage)“ plädiert  – trotz des Recyclings sämtlichen Materials.

L’Express zitiert aber auch – exponiert – Staatspräsident Emmanuel Macron, der bei der Einweihung am 18. September vom „verrückten Traum (le rêve fou)“ Christos schwärmt und dem Neffen Christos für dessen Verwirklichung – im Beisein der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo und des ehemaligen Bürgermeisters von New York, Michael Bloomberg – von ganzem Herzen dankt: „Merci infiniment!“

Link:
Christo und Jeanne-Claude online

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