Grand Paris
Baustelle des Jahrhunderts
30. Dezember 2020
Mit einem mindestens 35 Mrd. Euro teuren Verkehrsinfrastruktur-Projekt stemmt sich die französische Hauptstadt im Großraum Paris gegen den Verkehrsinfarkt.
Bis 2030 entsteht auf bis zu 300 Baustellen und der Beteiligung von 30 Architekturbüros der Grand Paris Express: vier neue U-Bahnlinien und zwei Strecken-Verlängerungen mit 68 Stationen sowie 205 neue Gleiskilometer in bis zu 55 Meter Tiefe – eine Ausweitung des derzeitigen Nahverkehrsnetzes um 50 Prozent, mit der 15000 Arbeitsplätze auf Zeit verbunden sind. Die Fahrzeit z. B. von Villejuif nach Champigny soll ab 2024 nur 18 Minuten betragen – die vollautomatisierten Züge der auf dieser Strecke geplanten „Supermetro“ fahren bis zu 120 km/h schnell.
Banlieues ohne Paris
Erklärtes Ziel des Projektes ist, die Banlieue mit der Banlieue zu verbinden, ohne nach und durch Paris zu müssen. Denn in Paris intra-muros, d. h. innerhalb des Autobahnrings Boulevard Périphérique, leben 2019 etwa zwei Millionen Menschen – in der Région Ile-de-France aber zwölf Millionen.
Mit dem Ausbau des Netzes ist der Bau von 600 000 Quadratmetern Büro- und Wohnfläche verbunden. „Wir definieren die Grenzen der Métropole neu,“ erklärt Thierry Dallard, Präsident der Société du Grand Paris (SGP). Im Südwesten, auf dem Plateau de Saclay, wo Staatspräsident Nicolas Sarkozy von einem französischen Silicon Valley träumte, haben sich schon einige Institute, Hochschulen und Forschungslabors etabliert. Im Nordwesten ist die Erweiterung des ÖPNV-Netzes in Richtung Aéroport Charles De Gaulle-Roissy geplant.
Aus den ursprünglich geplanten Kosten von 10 Mrd. Euro wurden inzwischen mindestens 35 bis 38,5 Mrd. Das Projekt war mit ein Grund dafür, dass Paris den Zuschlag für die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2024 erhielt – genau 100 Jahre, nachdem sie das letzte Mal in der französischen Metropole stattfanden.