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Olympische Winterspiele 2022

Frankreichs Medaillen

Louise Schöneshöfer

© Shutterstock

20. Februar 2022

Bei den Olympischen Winterspielen in Peking gewinnt Frankreich insgesamt 14 Medaillen – eine weniger als vor vier Jahren in Pyeongchang/Südkorea. In zwei Disziplinen schreibt die Grande Nation 2022 Olympia-Geschichte.

2022 gewinnen die französischen Sportlerinnen und Sportler fünf Mal Gold, sieben Mal Silber und zwei Mal Bronze – und verfehlen mit diesem Ergebnis nur knapp den bei den vergangenen beiden Winterspielen aufgestellten Rekord von insgesamt 15 Medaillen in Pyeongchang (2018) und Sotschi/Russland (2014). Im Medaillenspiegel steht Frankreich in Peking damit auf Platz 10 (vorher 9).

Medaillenregen beim Biathlon

Die erste Medaille der Winterspiele in Peking holt Frankreich im Biathlon. Sechs weitere folgen, sodass in dieser Disziplin die Hälfte aller Medaillen gewonnen wird: jeweils Silber in der Mixed-Staffel über 4×6 Kilometer (Quentin Fillon-Maillet, Émilien Jacquelin, Julia Simon und Anaïs Chevalier-Bouchet), im 15 Kilometer langen Individual-Rennen der Frauen (Anaïs Chevalier-Bouchet) und im 4×7,5 Kilometer Staffellauf der Männer (Fabien Claude, Emilien Jacquelin, Simon Desthieux und Quentin Fillot-Maillet).

Mit seinen zwei Goldmedaillen (im Einzel und in der Verfolgung) und drei Silbermedaillen (im Sprint, in der Staffel, und der Mixed-Staffel) geht Quentin Fillot-Maillet aus dem Jura in die französische Sportgeschichte ein. Vor ihm ist es bei olympischen Winterspielen keinem anderen französischen Sportler gelungen, fünf Medaillen zu holen – auch nicht seinem glorreichen Vorgänger Martin Fourcade.

Selbst wenn er nicht der erste Olympia-Sportler mit sechs Medaillen wird (beim Massenstart reicht es nur für Platz 4), ist der 29-Jährige für Frankreich der Mann der Olympischen Winterspiele 2022. So wird er für die Abschlusszeremonie als Fahnenträger nominiert – wie in Sotschi der französische Biathlet Martin Foucarde.

Quentin Fillot-Maillet, © picture alliance / EPA | CHRISTIAN BRUNA

Für eine Überraschung sorgt die Biathletin Justine Braisaz-Bouchet im Massenstart: Sie wartet mit ihrer ersten olympischen Einzelmedaille bis zum letzten Rennen der Spiele. Mit einer brillanten Leistung auf den Skiern und am Schießstand gelingt der 25-Jährigen das bisher beste Rennen ihres Lebens; sie gewinnt vor ihren Kontrahentinnen Tiril Eckhoff und Marte Reiseland (beide aus Norwegen) Gold.

Auch die französischen Langläufer können Erfolge einfahren. In der 4×10 Kilometer Staffel der Männer gewinnen Maurice Manificat, Hugo Lapalus, Clément Parisse und Richard Jouve Bronze und setzen damit eine Tradition fort: Das Team Tricolore hatte die Medaille bereits in Sotschi (2014) und Pyeongchang (2018) gewonnen.

Eistanz: Gold für Papadakis und Cizeron

Mit seiner Kür holt das Eislaufpaar Gabriella Papadakis und Guillaume Cizeronden den Olympia-Sieg – olympisches Gold fehlte dem Duo nach der Silbermedaille in Pyeongchang 2018 und bislang fünf Europameister- und vier Weltmeister-Titel. Mit der Bestnote von 226,98 Punkten bricht das französische Paar zugleich den Weltrekord in der Disziplin. Die vierminutige Kür bestand aus einer atemberaubenden Technik, einer perfekten Synchronisation und Leichtigkeit. Mit der Goldmedaille geht für beide ein Kindheitstraum in Erfüllung: Papadakis (26) und Cizeron(27) tanzen zusammen auf dem Eis, seitdem sie neun und zehn Jahre alt sind.

Drei erfolgreiche Franzosen im Ski Alpin

Johan Clarey gelingt das Meisterwerk einer langen Karriere: In der Abfahrt wird der 41-jährige Franzose vor der amerikanischen Legende Bode Miller zum ältesten Olympiamedaillengewinner in der Geschichte des alpinen Skisports. In Yanqing, wo die Ski-Alpin-Rennen stattfinden, muss er sich nur um eine Zehntelsekunde dem Schweizer Beat Feuz geschlagen geben und gewinnt Silber. Der seit einiger Zeit als „Opa“ bezeichnete Abfahrtsläufer aus Annecy kündigt nach dem Sieg das Ende seiner sportlichen Karriere an.

Johan Clarey, © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Luca Bruno

In der Abfahrt des Riesenslaloms holt Weltmeister Mathieu Faivre die erste Bronze-Medaille für Frankreich. Während die besten Riesenslalom-Fahrer der Welt wegen der schlechten Sicht und der unberechenbaren Piste schwächeln, findet der 30-jährige Faivre noch Ressourcen, um zu glänzen. „Die Bronzemedaille ist schwerer zu holen als die Medaillen der Weltmeisterschaft“, scherzt der aus Nizza stammende Franzose nach der Siegerehrung.Der dreifache Olympia-Sieger Alexis Pinturault landet auf dem sechsten Platz, direkt hinter dem Straßburger Thibaut Favrot, der zur Überraschung des Teams Fünfter wird.

Clément Noël beschert Frankreich einer Goldmedaille im Slalom – nach16 Jahren die erste im französischen Ski Alpin. Mit nur 24 Jahren liefert der Wahl-Val d’Isèrer eine perfekte Leistung ab. Noël ist damit der dritte französische Olympiasieger im Slalom.

Snowboard-Cross und Ski Big Air

Mittelmäßiger Start, Come-Back und der Einsatz von Ellenbogen: Im Finale des Snowboard-Crosslaufs setzt sich Chloé Trespeuch bis zum Schluss hinter der legendären Amerikanerin Lindsey Jacobellis durch und kommt als zweite ins Ziel. Acht Jahre nach ihrer Bronze-Medaille in Sotschi und einem enttäuschenden fünften Platz in Pyeongchang hält die 27-Jährige in Peking dem Druck stand und holt Silber.

Ein bitteres Ende gibt es hingegen für ihre Teamkollegin Julia Pereira de Sousa Malibeau: Im Halbfinale stürzt die Französin nach einem Zusammentreffen mit einer ihrer Gegnerinnen, obwohl sie das Rennen über die Hälfte der Strecke anführt. Ein wenig später als ihre drei Kontrahentinnen kommt sie zwar unversehrt, aber vor Enttäuschung tränenüberströmt über die Ziellinie.

Im Finale des Big Air setzt die erst 20-jährige französische Freestyle-Skifahrerin Tess Ledeux ihren Double-cork-1620-Sprung in Runde eins perfekt um und führt das Ranking an. Nach den Runden zwei und drei landet sie aber mit 0,75 Punkten Abstand hinter der Chinesin Eileen Gu. Die Französin muss sich mit der Silber-Medaille zufrieden geben.

Kevin Rolland, © picture alliance / Xinhua News Agency | Xiao Yijiu

Letzter Flug für Kevin Rolland

Kevin Rolland, Fahnenträger der Tricolore während der Eröffnungszeremonie der Spiele, gönnt sich im Finale der Skihalfpipe einen letzten Flug. Vor weniger als drei Jahren kam der Freestyler bei einem Sturz aus elf Metern Höhe fast ums Leben. Seine Ärzte hatten nach dem Unfall nicht daran geglaubt, doch in Peking kommt der Bronze-Medaillengewinner von 2014 zurück und beendet sein olympisches Epos mit einem sechsten Platz.

Beijing 2022 online

Peking 2022

Wie schon 2018 belegt Norwegen bei den Olympischen Winterspielen in Peking den ersten Platz und vergrößert dank seiner 37 Medaillen – darunter 16 Goldmedaillen – den Abstand zu Deutschland (mit 12 Mal Gold auf Platz zwei). Das Gastgeberland China schafft es mit 15 Medaillen (davon 9 Mal Gold) auf den dritten Platz.

Noch nie zuvor hatten die olympischen Winterspiele ein so volles Programm. 2022 werden in Peking sieben Wettbewerbe neu eingeführt, u. a. die Snowboard-Mixed-Staffel und der Big Air im Ski Freestyle.

Mit einem diplomatischen Boykott protestieren die USA, Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland die Spiele, um gegen die Menschenrechtsverletzungen in China zu protestieren.

Zum ersten Mal in der Geschichte von Olympia finden die Winterspiele fast ausschließlich mit Kunstschnee statt, dessen Bedarf Schätzungen zufolge drei- bis viermal so hoch wie in einem alpinen Austragungsort sind – zum Entsetzen von Umweltschützern. „Grün“ sind die Spiele nur auf dem Papier.

Wie in Tokio 2021 finden die Winterspiele in einer sogenannten Corona-Blase statt. China setzt dabei auf noch striktere Restriktionen: Kein Publikum aus dem Ausland, strenge Einreiseregeln für Athleten, Betreuer und Funktionäre, ein täglicher PCR-Test, eingeschränkte Bewegungsfreiheit (nur zwischen Sportstätten und olympischem Dorf), FFP2-Maskenpflicht; um menschliche Kontakte zu vermeiden, werden Mahlzeiten von Robotern serviert; Applaus der wenigen anwesenden Zuschauer ist nicht erlaubt.

Kamila Valievaist die erste Eiskunstläuferin der Geschichte, der während des Teamwettbewerbs ein Vierfachsprung auf olympischem Eis gelingt. Nach der Bekanntgabe ihres positiven Befunds auf ein verbotenes Herzmittel erhält die 15-jährige Russin aufgrund ihres Alters und der unzureichenden Beweislage dennoch die Starterlaubnis im Einzellauf. Doch im Wettbewerb stürzt die Favoritin mehrmals und beendet den Wettkampf weinend am Fuße des Podiums auf Platz 4.

China profitiert von der Doppelstaatsbürgerschaft einiger Athleten. Skifahrerin Eileen Gu, Tochter eines amerikanischen Vaters und einer chinesischen Mutter, holt gleich drei Medaillen: Gold in der Halfpipe und im Big Air, Silber im Slopesstyle. Das Gastgeberland kannauch im Eishockey auf kanadische Spielerinnen zählen, die extra eingebürgert wurden. Die westlichen Namen der Spielerinnen wurden ins Chinesische übersetzt.

Drei Stürze, keine Medaille und Kritik aus den Sozialen Medien. Topfavoritin Mikaela Shiffriner lebt in Peking die bislang schlimmste Zeit ihrer Karriere. In allen sechs Wettbewerben zu scheitern, war für die 26-jährige Skifahrerin, die bereits drei Olympia-Siege und 11 Weltmeister-Titel vorweisen kann, eine Premiere.

Jamaika nimmt mit einem Viererbob erstmals seit 24 Jahren wieder an den Olympischen Winterspielen teil. Auch wenn das Team auf dem letzten Platz landet: Dabei sein ist alles!

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